Freitag, 18. April 2014

The 7th Guest





Hersteller: Trilobyte / Virgin Games
Erschien: 1993
Hardware: DOS: 386SX16, 2 MB RAM, 512kb Grafikkarte, CD ROM. Steam/GOG: Singlecore 1,8 GHz, 256 MB RAM, 128 MB Grafikkarte Wertung: 3/10
USK: ohne Wertung


Kuchenessen mit Geistern.
1992, die Spiele Industrie stöhnt über Raubkopien, naja gut das tut sie eh immer, aber ich muss ja den Text irgendwie anfangen. Ein Silberstreif am Horizont sollte dieses „Problem“ aber nach willen der Industrie bald beheben. Die CD-ROM! Damals unkopierbar, und Magazine wie PCGames behaupteten schon munter das sich Kopien von CDs aufgrund der Preise nie durchsetzen werden. Nie waren in dem Fall bis ca. Mitte 1995. Denn da wurden die CD-Brenner und Rohlinge bezahlbar. Allerdings brauchen die CD-ROMs auch genau so lange um sich überhaupt durchsetzen zu können.

Verteile den Kuchen


Jedenfalls 500 MB (später 650 MB und 700 MB) waren damals eine gigantische Speicherkapazität, nur wie sollte man die Füllen, Diskettenspiele waren vielleicht 10-15 MB groß, in ausnahmefällen auch mal 50 MB. Einige Hersteller gingen dazu über ihre Spiele mit kompletter Sprachausgabe auszustatten. Andere produzierten aufwendige Renderintros um wenigstens 100-150 MB voll zu machen.

Wieder andere packten ihre Diskettenspiele und eventuelle Vorgänger und Erweiterungen drauf. Spiele die wirklich für CD-ROM entwickelt worden waren mangelware. Was auch daran lag das kaum einer CD-ROM Laufwerke hatten. Diese kosteten immerhin um die 400 DM. Nur wenige Hersteller trauten sich überhaupt „CD-ONLY“ Spiele zu machen, zum einen ICOM mit ihren Sherlock Holmes Spielen und eben Trilobyte. Wo Sherlock Holmes aber durch irgendwelche billigen Kulissen stapfte wollte Trilobyte einen anderen Weg gehen. So wurde das komplette Spiel am CAD gebaut. Jeder einzelne Stuhl, Tasse, Lampe, Tür, Boden usw. wurde von Hand am Rechner konstruiert. Die wenigen Personen hingegen wurden vor einem Greenscreen gefilmt und dann in das Spiel einkopiert.

Das Damenproblem.
So schwoll das Spiel auf, aussage der Entwickler, 20 GB Rohdaten an, die komprimiert in etwa 1 GB auf 2 CDs belegte. Somit war „7th Guest“ das erste Spiel was auf 2 CDs ausgeliefert wurde. Worum geht’s überhaupt? Spielzeugmacher Henry Stauf ist Spielzeugmacher, jedes Kind das ein Spielzeug von ihm besitzt wird Krank und Stirbt. Die Seelen der Kinder gehen an „die Stimmen“ die Stauf auch sagen was er zu tun hat. Irgendwann läd Henry Stauf sich 6 Gäste ein, jeder dieser Gäste kann seinen Lebenstraum erfüllt bekommen wenn derjenige das Kind findet was sich im Haus befindet.

Im Verlaufe des Spieles erkennen einige der Gäste allerdings die niedertracht von Henry Stauf was im Endeffekt dazu führt das die Gäste Selbstmord begehen, am Ende bleibt nur noch der Spieler und das Kind über. Klingt Spannend und nach viel Inhalt? Ja, klingt aber auch nur so. 7th Guest bietet eigentlich nichts ausser Zuckerwatte. Im Grunde schleicht man durch die Renderlocation und schaut sich (furchtbar grobpixelige, selbst für 1992er Verhältnisse) kurze Videos an. Deren Schauspielerische Qualität ungefähr zwischen „Mitten im Leben“ und „Gute Zeiten schlechte Zeiten“ angesiedelt ist und löst dann ein Rätsel. Nicht irgendeines sondern eine richtige Kopfnuss. 13 Stück gibt es davon.

Die Läufer sollen die Seiten tauschen.
Als Beispiel, dass Damenproblem, es gilt 8 Damen auf einem Schachbrett so zu Ordnen das diese sich nicht gegenseitig Schlagen können. In einem anderen Rätsel gilt es Dosen mit Buchstaben so anzuordnen das diese einen sinnvollen Satz ergeben. Blöderweise gibt es als Vokale nur „Y“. Wer nicht gerade Altenglisch beherrscht wird kaum auf die Zungenbrecherlösung: „Shy Gypsy Slyly Shyly Tryst By My Crypt“ kommen. Fast alle Rätsel sind auf diesem Niveau. Dazu kommt das Problem. „7th Guest“. Das Spiel ist nur stellenweise Linear. Die meisten der 13 Rätsel lassen sich ohne Reihenfolge anwählen. Dadurch ergeben aber die Videosequenzen keinen Sinn, weil diese eigentlich aufeinander Aufbauen und eine Zusammenhängende Geschichte erzählen. Zudem, wer kein Englisch kann, der kann das gleich Vergessen, Untertitel gibt es keine zudem ist das Englisch auch kein Oxford Schulenglisch, sondern brutal schweres Altenglisch.  

Die bekannteste Treppe der Spielegeschichte

Fazit:

Im Grunde ist 7th Guest eigentlich nur heiße Luft, 13 extrem schwere Logikrätsel verpackt in einer durch das Spieldesign quasi unverständlichen Story mit netter Grafik. Daher bezog das Spiel auch damals seine Faszination, die Technik war unglaublich gut. Was man vom schauspielerischen Talent der Darsteller jetzt nicht sagen konnte. Aber das Spiel war mit kosten von etwas über 1 Millionen $ sowieso schon teuer und stellte sich trotz Umsetzung auf PC/CD-I und Mac als finanzielles Desaster für den Publisher heraus. Was auch daran gelegen haben konnte das Virgin Games 200 DM für das Spiel haben wollte zu Anfang. 1997 erschien auch eine kaum veränderte Windows Version, welche allerdings recht rar ist.  

Bezug:

Das Spiel gibt es für ein paar Dollar (aktuell sind es $5,99) bei GOG.com und bei Steam mit schwankenden Preisen. Beide Versionen sind die DOS Versionen mit angehängtem ScummVM. Nicht der Windows Port. Es gibt auch eine Version für iPad im iTunes store.  

Trivia:

Es gibt ein Buch zum Spiel, welches 1995 erschien. (Der 7. Gast, ISBN 3-442-43377-0) dies bringt dann auch die Story in die richtige Reihenfolge. Ist allerdings schon länger Vergriffen und nur noch gebraucht erhältlich.

Warum die anderen Gäste Geister sind? Nun, nach den Dreharbeiten fiel auf das die in das Spiel hineinkopierten Charaktere durch Filmprobleme eine Art Aura bekamen, daher wurde dass ganze schnell noch Umgeschrieben so das die Charaktere jetzt eben Geister sind.

Es gibt eine deutsch lokalisierte CD-I Version, die allerdings durch den Flop des CD-I Systems relativ rar ist. Auch ist die Übersetzung wohl nicht sonderlich gelungen.

Der Nachfolger 11th Hour, der 1995 erschien, sah zwar deutlich besser aus, aber mittlerweile hatten sich solche Renderspiele eher zu einer plage Entwickelt. Es gab hunderte hier von. So das, dass Spiel unterging. Später erschien dann noch „Uncle Henrys Playhouse“. Das Rätsel aus 7th Guest und 11th Hour enthielt. Plus einen Bug der das letzte Rätsel unlösbar machte. Verkäufe vom Playhouse liegen im geschätzten 400 Stück Bereich.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen